Was ist Glashütte?
Wohl jeder hat den Namen schon mal gehört, viele aber wissen nicht, was genau sich dahinter verbirgt: ein Sehnsuchtsort für in Uhren verliebte Menschen, ein Zentrum von Bestem „made in Germany“. Im Dezember feiert Glashütte Geburtstag – 175 Jahre Uhrmacherkunst.
Über 30 Ortschaften dieses Namens gibt es in Deutschland, weitere in Osteuropa, Österreich, der Schweiz oder Amerika. Nur in einem Glashütte jedoch wird am 7. Dezember der 175. Geburtstag der Zeitmesskunst gefeiert: in Glashütte im deutschen Osterzgebirge. Aus diesem Sehnsuchtsort für in Uhren verliebte Menschen kommt auch die bekannteste deutsche Armbanduhr, Tangente von NOMOS Glashütte. Weil man sie und andere hervorragende Uhren hier baut, hat fast jeder schon mal von Glashütte gehört; weltweit ist der Name Synonym für feine Handgelenke.
Der Ort liegt hinter vielen Hügeln versteckt. In seinem Kern leben nicht mehr als knapp 2.000 Menschen. Fast ebenso viele arbeiten in einer der heute neun Manufakturen und anderen Uhrenbetrieben. Neuigkeiten und Moden der Welt kommen meist nur mit Verzögerung an, bis heute. Gut so: Abgeschiedenheit und Ruhe sind Voraussetzung für beste Zeitmesskunst.
Nur wenige, die hier leben, können sich vorstellen, nicht Uhrmacher zu werden, sondern Bäcker, Automechaniker oder Theologieprofessor. So kommt’s, dass Uhrmacher – und Konstrukteure, Regleure, Werkzeugmacher – in Glashütte die Regel sind und nicht die Ausnahme. Und so auch kommt es, dass sie beherrschen, was ihre Kollegen anderswo kaum können, nicht in dieser Vollendung.
In ganz Glashütte sind die Menschen wie in einem immerwährenden freundlichen Wettstreit dabei, ihr Handwerk zu perfektionieren, einander zu übertreffen, ihr Wissen an die Kinder weiterzugeben. Nur was höchsten Ansprüchen genügt, darf den Ort verlassen. Penibel wird gemessen, geprüft, revidiert: Unzählige Male werden Teile und Baugruppen einer jeden einzelnen Uhr in der Manufaktur von NOMOS Glashütte einer strengen Qualitätssicherung unterzogen. Und schließlich die ganze, fertige Uhr. Typisch deutsch? In diesem Sinne ja. Denn deutsche Ingenieurs- und Handwerkskunst sind hier in Glashütte noch mehr zu Hause als anderswo.
Historie von Glashütte
Vor den Uhren hatten die Menschen dieser Gegend vom Bergbau gelebt, doch irgendwann versiegten Silber- und Kupfererzvorkommen und ihre Felder gaben wenig her. Mit einer Anschubfinanzierung von 6.700 Talern, die er vom sächsischen König Friedrich August II bekommen hatte, ging daher Uhrmachermeister Ferdinand Adolph Lange 1845 in die hügelige Landschaft hinter Dresden, um den Bewohnern neue Zeiten und Hoffnung zu bringen. Er begann dort, mit riesigem Ehrgeiz junge Menschen anzulernen und Stück für Stück eine Industrie aufzubauen; mit Konstrukteuren, Regleuren, Zifferblatt-, Zeiger- und Gehäuseherstellern; mit arbeitsteiliger Produktion. Und mit großem Erfolg. Andere folgten Lange, und jeder brachte eine besondere Kompetenz, ein Talent, ein Vorhaben mit an diesen Ort. Im frühen 20. Jahrhundert lösten Stück für Stück Armbanduhren die Taschenuhren ab, und auch für Beobachtungsuhren und Schiffschronometer war Glashütte längst bekannt.
In und zwischen den Kriegen waren die Zeiten für Armbanduhren schlecht; stattdessen mussten von den Menschen hier Zünder und Instrumente gefertigt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgten Enteignung, Verstaatlichung, Wiederaufbau – Glashütte befand sich im Ostteil des Landes. 1951 wurde die Glashütter Uhrenfertigung in dem Gesamtbetrieb VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) zusammengefasst. Und während im Westen Uhrenkenner weiterhin feuchte Augen bekamen, wenn der Name „Glashütte“ fiel, blieben vor Ort auch zu DDR-Zeiten Können und Wissen für den Bau feiner mechanischer Uhren erhalten. Das Vorkriegs-Know-how wurde über die Zeit gerettet: Teils im Privaten, Geheimen überstand es die Jahrzehnte.
Da nach dem Fall der Mauer noch einige der alten Uhrmacher lebten, die ihr Handwerk vor dem Krieg erlernt hatten, konnten sie es weitergeben an die, die jetzt kamen; gerade noch rechtzeitig. Zum großen Glück für diesen Ort. So konnte Glashütte nach 1989 wiederauferstehen, blühen. Längst ist der Name der kleinen Stadt wieder Synonym für weltbeste Uhren und nun –175 Jahre nach Gründung seiner berühmten Industrie, 30 Jahre nach der Vereinigung Deutschlands – bekannter denn je.
Neun Hersteller sind es heute, die sich in Glashütte dem Bau guter Uhren verschrieben haben. NOMOS Glashütte, einer der bekanntesten von ihnen, bezieht sich auf Techniken und Methoden der Geschichte und verkörpert doch das Glashütte von heute. Ungewöhnlich der Aufwand, der hier betrieben wird: Alle elf Uhrwerke werden von der 100-Prozent-Manufaktur selbst konstruiert und gefertigt. Von Hand, in der Tradition von 175 Jahren und dabei höchst zeitgemäß.
Wir stehen für das Glashütte von heute und natürlich das der nächsten 175 Jahre.
Uwe Ahrendt, CEO von NOMOS