Die Geschichte des Anstandsrocks beginnt im 19. Jahrhundert. Die Damen dieser Zeit hatten es wahrlich nicht leicht, mehrere Schichten Kleider mussten angelegt werden, bevor man das Haus verließ.
So trug man neben Mieder und Korsett, bis zu sieben Unterröcke unter den zum Teil bis zu 6 m weiten wallenden Röcken. So kennen Sie sicher den Film „Vom Winde verweht“ und vielleicht können Sie sich auch an die Szene erinnern, wo sich Scarlett O’Hara ankleidet. Auf einem Stuhl stehend, hilft ihr ihre Diener die Corsage ganz eng zu ziehen und die vielen Rockschichten anzulegen. Auch der Anstandsrock gehört zu einer dieser Rockschichten. Meist wattiert verhinderte er, falls der Oberrock verrutschen sollte, zu tiefe intime Einblicke. Eine Marilyn Monroe auf einem Lüftungsgitter mit nach oben gewehtem Kleid ist im 19. Jahrhundert undenkbar. Das Jahrhundert war prüde.
Nun, für die meisten von uns ist es wohl schwer vorstellbar, was es bedeutet haben muss, all diese Kleidungsstücke zu tragen, eins ist jedenfalls sicher: bequem waren sie nicht. So war auch die Damenmode ein wichtiges Thema der neu entstandenen Frauenbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, und letztlich hat wohl sie dem Anstandsrock und seinen unbequemen und unpraktischen Genossen den Garaus gemacht. Die Mode ist zum Glück, nicht nur der Frauen, freier, offener und bequemer geworden und den Anstandsrock benötigt man heute allenfalls noch für einen Kostümball.