Kaum ein Stoff strahlt so viel Eleganz, Luxus und Geschichte aus wie Samt. Mit seinem weichen Flor, der an den Fingerspitzen sanft entlanggleitet, und seiner faszinierenden Lichtreflexion ist Samt seit Jahrhunderten ein Symbol für Wohlstand und Opulenz. Doch was macht Samt so besonders, und wie hat er sich von einem exklusiven Luxusgut hin zu einem vielseitigen Material der modernen Mode entwickelt?
Was ist Samt?
Samt ist eine spezielle Gewebeart, die durch ihren charakteristischen Fadenflor, auch als Vlies bezeichnet, definiert wird. Der Flor wird durch das Einweben eines zusätzlichen Kett- oder Schussfadensystems in ein Grundgewebe erzeugt. Die darüberliegenden Polnoppen, die während des Herstellungsprozesses entstehen, werden am Ende aufgeschnitten, wodurch die samtige Oberfläche entsteht.
Unterschiede zu anderen Gewebearten
- Velours: Hat einen längeren Flor als Samt, was ihm eine flauschigere Struktur verleiht.
- Plüsch: Mit noch längerem Flor bietet er einen besonders weichen Griff.
- Samt: Im Vergleich dazu ist der Flor bei Samt kürzer, was ihm eine gewisse Festigkeit und Eleganz verleiht.
Die Herstellung von Samt
Die Produktion von Samt ist komplex und erfordert Geschick und Präzision. Grundsätzlich benötigt man ein Leinen- oder Köpergrundgewebe, in das ein zusätzliches Fadensystem eingewebt wird. Es gibt zwei Hauptarten:
- Kettsamt: Hier wird der Flor durch sogenannte Polketten erzeugt.
- Schusssamt: Hier erfolgt die Florbildung durch Pol- oder Florschussfäden.
Besonders aufwendig ist die Herstellung von Rutensamt, bei dem spezielle Schneidruten zum Einsatz kommen, um den Flor exakt zu schneiden.
Diese Präzision führt zu dem unverkennbaren Strich, der den Stoff unterschiedlich aussehen und sich verschieden anfühlen lässt, je nachdem, ob man mit oder gegen den Strich streicht. Ein Phänomen, das Samt zu einem faszinierenden, aber auch anspruchsvollen Material macht.
Die Geschichte des Samts
Samt hat eine lange, traditionsreiche Geschichte, die tief in den Kulturen der Welt verwurzelt ist. Ursprünglich aus dem Altertum stammend, war Samt stets eng mit der Seidenweberei verbunden. Das Wort selbst leitet sich von „Sammet“ ab, was auf das griechische „hexamitos“ (sechsfädig) zurückgeht.
Persien und das Osmanische Reich
Bereits 1587 wurden in Persien prachtvolle Samtbrokate hergestellt, die oft mit eingewebten Gold- oder Silberfäden verziert waren. Diese luxuriösen Stoffe fanden ihren Weg ins Osmanische Reich, das Samt im 15. und 16. Jahrhundert nach Europa exportierte.
Renaissance und Barock
Im Europa der Renaissance avancierte Samt zu einem der begehrtesten Stoffe. Seine edle Optik machte ihn zum bevorzugten Material für Kleidung der Oberschicht und für die Innenausstattung prunkvoller Räume.
Die Samtindustrie in Deutschland
In Deutschland wurde Samt erstmals im frühen 18. Jahrhundert in Städten wie Leipzig, Meißen und Krefeld produziert. Besonders bekannt war der sogenannte Lindener Samt, der im 19. Jahrhundert in Hannover gefertigt wurde.
Moderne Samtstoffe
Heutzutage ist Samt längst nicht mehr nur aus Seide gefertigt. Moderne Varianten bestehen oft aus:
- Baumwolle (Baumwollsamt),
- Viskose,
- oder synthetischen Fasern wie Polyester (Chemieseidensamt).
Diese Materialien machen Samt erschwinglicher und ermöglichen eine größere Vielseitigkeit in der Mode.
Samt in der Modewelt heute
Samt hat in den vergangenen Jahren ein großes Comeback gefeiert. Designer und Modehäuser schätzen seine luxuriöse Anmutung und nutzen ihn für alles – von opulenten Abendroben bis zu lässigen Blazern und Accessoires. Samt ist dabei nicht nur in klassischen Farben wie Schwarz, Bordeaux und Smaragdgrün beliebt, sondern zeigt sich auch in trendigen Nuancen wie Pastell oder Metallic.
Styling-Tipps für Samt
- Elegant: Ein Samtkleid kombiniert mit feinen Schmuckstücken und Absatzschuhen.
- Casual: Ein Oversize-Samtblazer über Jeans und T-Shirt für einen trendigen Alltagslook.
- Mutig: Samt im Komplett-Look, z. B. ein Hosenanzug aus Samt, wirkt besonders edel.
Pflege von Samt
Samt ist ein empfindlicher Stoff und erfordert eine entsprechende Pflege:
- Nicht reiben: Flecken sanft abtupfen, um den Flor nicht zu beschädigen.
- Trockenreinigung: Vor allem bei hochwertigem Samt aus Naturseide.
- Aufbewahrung: Hängen Sie Samtkleidung auf Bügel, um Knitterfalten zu vermeiden.
Fazit
Samt ist mehr als nur ein Stoff – er ist ein Sinnbild für Luxus und zeitlose Eleganz. Von seinen Anfängen in den Seidenweberstädten Persiens hin zu den Laufstegen moderner Modehäuser hat Samt eine beeindruckende Reise hinter sich. Mit seiner faszinierenden Textur und seinem edlen Erscheinungsbild bleibt er ein Highlight in der Welt der Mode – damals wie heute.
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