Das Berri-Haus, eine kleine Wohnhauserweiterung, stellte Thomas Balaban Architecte (TBA) vor die Herausforderung, aus einem 130 m²großen, hundertjährigen Kutschenhaus so viel Wohnraum wie möglich herauszuholen und dabei die einzigartige städtebauliche Lage optimal zu nutzen.
Das Projekt befindet sich in einer kurzen und engen Straße in Montreals begehrtem Viertel Plateau Mont-Royal. Das unregelmäßig geformte Grundstück entstand durch die Unterteilung eines großen Grundstücks, das sich über zwei Straßen erstreckt. Die Kataster-Transaktion führte dazu, dass das neue Grundstück nur über einen kleinen Seitenhof und einen eingezäunten Außenbereich auf der Rückseite verfügte. Interessante Grundstücke wie Berri’s, Tante-Emma-Läden, Autowerkstätten und kleine Industriegebäude, die zwischen traditionellen Doppel- und Dreifamilienhäusern aus Backstein verstreut sind, machen das architektonische Erbe des Viertels aus. Dieses Erbe hat dazu geführt, dass das Viertel unter Denkmalschutz steht und dass es eine Satzung gibt, die den architektonischen Charakter des Viertels bewahrt und die Bebauung in der Höhe begrenzt. Daraus ergab sich die größte Herausforderung für das Projekt: Die Erweiterung der Grundfläche des Gebäudes unter Wahrung seines Charakters und des sehr begrenzten Außenbereichs.
Der neue schwebende Anbau im zweiten Stockwerk schützt diesen wertvollen Außenbereich und bietet gleichzeitig den zusätzlichen Raum, den eine junge Familie benötigt. Durch das Zurücksetzen und Anheben des neuen Elements gibt der Anbau die Vorder- und Rückseite des Grundstücks an die beiden vorhandenen alten Ahornbäume ab. Dadurch wird die wichtige Präsenz der Bäume im Straßenbild erhalten und eine Beschädigung ihrer Wurzelsysteme verhindert, während gleichzeitig ein geschützter Privatgarten darunter entsteht.
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Das Element ist mit flachen verzinkten Paneelen verkleidet und reflektiert das natürliche Licht in den darunter liegenden Garten. Das reflektierende Material verleiht dem Anbau ein Gefühl von Leichtigkeit. Die flachen Details und die moderne Geometrie kontrastieren mit dem Backsteinmauerwerk des alten Gebäudes. Er reduziert auch die visuellen Auswirkungen auf die benachbarten Häuser, die auf engem Raum stehen, und zeigt eine abstrakte Palette von Himmel und Laub. Strategisch platzierte Öffnungen verleihen den Wohnräumen Privatsphäre, während die raumhohen Fenster über offene Verkehrsflächen das dringend benötigte Licht ins Haus bringen.
Das 1910 erbaute Kutschenhaus wurde mehrfach renoviert. Das äußere Erscheinungsbild der bestehenden Struktur ist weitgehend erhalten, die Backsteinfassade wurde repariert und die Fenster wurden ersetzt. Im Inneren wurden mehrere Schichten von Eingriffen entfernt. Die neuen Innenräume, die bis auf die ursprüngliche Hülle des Kutschenhauses reduziert wurden, sollen die natürlichen Qualitäten der zweckmäßigen Struktur und die Schönheit der alltäglichen Konstruktion hervorheben. Rohe Materialien, reiche Texturen und minimale Details stehen im Kontrast zu sanfteren modernen Möbeln und der umfangreichen Kunstsammlung der Familie.
Am Eingang, in der nordwestlichen Ecke, verbindet eine neue Öffnung im ersten Stockwerk drei Ebenen über eine extrem minimale und transparente Treppe. Sie verbindet Eingangsbereich, Erschließung und skulpturale Wirkung. Die Transparenz der Drahtgittertreppe in Kombination mit den verschiebbaren Trennwänden gibt der kleinen Grundfläche des Erdgeschosses den dringend benötigten Raum zum Atmen.
Im Obergeschoss sind die Küche, das Esszimmer, das Büro und die Treppe um eine zentrale strukturelle Säule herum angeordnet, die eine Nasszelle, einen Abstellraum, eine Stereoanlage und eine Kaffeestation beherbergt. Die kompakte Anordnung ermöglicht sowohl eine Verbindung als auch eine visuelle Privatsphäre. Strategisch platzierte Fenster und vorhandene Oberlichter unterbrechen die Räume, lassen natürliches Licht herein und schaffen eine Verbindung zum Außenbereich, was letztlich einen wechselnden, natürlichen Kontrapunkt zu den abstrakten Kunstwerken und Fotografien im Haus bildet.
