Ist Upcycling Mode nur ein Trend oder doch mehr? Eine Frage, die schwierig zu beantworten ist. Immerhin gibt es Upcycling Mode schon seit vielen Jahren. Doch den Durchbruch hat diese Fashion praktisch nie so richtig geschafft. Anerkennung findet Upcycling-Mode vielfach international. Immer wieder eröffnen kleinere Geschäfte, die sich auf dieses Prinzip spezialisiert haben. Aber ein Großteil der Shops bleibt nur kurze Zeit auf dem Markt. Viel zu groß scheint die Berührungsangst vieler Verbraucher zu sein.
Upcycling Mode zu bewundern ist eine Sache, sie zu kaufen und zu tragen eine andere. Dabei reicht die Bandbreite in diesem Bereich von grandios (alltagstauglich) bis Abgrund tief hässlich. Vor allem junge Designer versuchen sich in diesem Trend.
Für junge Nachwuchsdesigner ist Upcycling Mode ein toller Einstieg. Besonders, wenn Kontakte oder die Zusammenarbeit mit potenten Geldgebern fehlt. Kosten lassen sich in diesem Bereich deutlich sparen. Denn besonders die guten Stoffe sind oft teuer und überfordern das Budget der jungen Künstler. Allerdings ist es auch sehr aufwendig, die Stoffe im Upcycling Verfahren zu besorgen. Wenngleich es auch den Geldbeutel spart und zu viel Kreativität anregt.
Es gibt Entwürfe und fertige Kollektionen in der Upcycling-Mode, die wirklich Bewunderung verdient haben. Gleichfalls lassen sich aber ebenso viele Anfertigungen finden, die nicht einmal einen Blick wert sind. Oft besteht dabei auch ein Zusammenhang zu den verwendeten Stoffresten. Waren diese nicht hochwertig, ist die Nutzung natürlich nur in einem begrenzten Rahmen möglich. Ein Nachteil der Upcycling-Mode für viele Nachwuchsdesigner.
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Upcycling Mode – Was ist das
Zunächst verbinden wir mit dem Begriff Upcycling vor allem Stoffreste und Abfall. Und genau daraus setzt sich der Trend auch zusammen. Manche bezeichnen daher diesen Trend auch gerne als Schrott-à-porter-Mode. Eine Nische, die sich seit vielen Jahren gebildet hat. Hintergrund: Jedes Jahr landen weltweit Tonnen von Textilien im Müll. Genau das haben Designer im Upcycling Mode Trend für sich entdeckt. Einfacher gesagt: Aus alten Abfallresten sollen neue Kleidungsstücke entstehen. Dabei setzten sich diese oft aus mehreren alten Stücken zusammen. Eine Art Patch-Work, die ihren Reiz mit sich bringen kann.
Allein in Deutschland fallen jährlich um die 100.000 Tonnen an Textilien-Abfall rein durch Verbraucher an. Die Zahlen bei den bekannten Designern und Labels sind nicht bekannt. Mode wird irgendwann alt. Die Haltwertzeit ist heute kürzer denn je. Mindestens zweimal im Jahr entstehen neue Kollektionen. So etablierte sich vor einiger Zeit mit der Upcycling-Mode eine neue Nische. Das Credo lautet dabei: Neues mit wenig Abfall zu entwerfen.
In der Regel soll so aus dem Modeabfall neue und besonders hochwertige Mode entstehen. In vielen Fällen gelingt das auch. Dennoch genießt die Upcycling-Mode beim Kunden kaum einen guten Ruf. Zu sehr spielt sich die Vorstellung im Kopf ab, man würde getragene Wäsche anderer Menschen tragen. Zudem sind die Preise für die neuen Modelle auch deutlich über dem Budget der normalen Verbraucher. Unklar ist dabei, wer überhaupt der Erfinder dieses Trends ist.
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Upcycling Mode – Neuer Wertgedanke
Neben den eigentlichen Kleidern, die aus dem Müll entstehen, lehrt uns dieser Trend aber auch behutsamer, mit Ressourcen umzugehen. Schon lange haben wir in der Wegwerfgesellschaft verlernt, den Wert einer Sache zu erkennen. Dennoch hält dieses Ansinnen ebenfalls bei vielen Designern nicht lange. Viele Nachwuchsdesigner nutzen den Trend, um sich mit einem geringen Budget einen Namen zu machen. Auch hier gilt die Regel: Wer das schafft, verlässt den Bereich. Wer es jedoch nicht schafft, verkümmert weiterhin im Trend und versucht sich einigermaßen über Wasser zu halten. So lassen sich Berlin und anderen Städten einige Namen finden, die sich vollends der Upcycling-Mode verschrieben haben.
Woher kommt der Müll
Bevor der Trend umgesetzt werden kann, muss jedoch die Frage geklärt werden, woher man den Textil-Abfall bezieht. Hier sind die Nachwuchsdesigner kreativ. Einige arbeiten direkt mit den Fashion-Herstellern zusammen und kaufen den Abfall, der bei der Produktion anfällt. Andere bekommen ihn geschenkt. Für beide Seiten ist das ein guter Deal. Der Designer kommt so günstig in teilweise hochwertige Stoffreste und für den Produzenten entfallen die hohen Entsorgungskosten. Doch der Trend ist keinesfalls so neu, wie er sich gerne zeigt. Schon immer wurden, blicken wir die Jahrhunderte zurück, ähnlich gehandelt. Damals allerdings eher aus Not. Heute mehr aus Luxus. Schöne Beispiele dafür in der Neuzeit sind die Weltkriege.
Nach dem Ende war es knapp an allem. Auch hier nutzte man textilen Müll, um neue Kleider zu erstellen. Der Unterschied zu dem Upcycling Mode Trend jedoch heute ist, dass ein „Muss“ nicht mehr vorhanden ist. Doch es gibt in diesem Trend auch wunderschöne Outfit, die Frau und Mann gerne tragen. Es ist nicht alles Müll, auch wenn es aus Müll hergestellt wird. Im Modemagazin lässt sich dazu immer wieder einmal ein interessanter Bericht vorfinden. Viele Entwürfe wirken sogar sehr edel und sind mehr als vorzeigbar. Sogar bei wichtigen, gesellschaftlichen Anlässen.
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Stets ein Unikat
Doch im Wahn der Massenproduktionen weltweit bietet diese kleine Nische eine wunderschöne Möglichkeit, um wirklich ein Unikat zu erhalten. Das Wort Unikat wird heute gerne missbraucht. In der Mode und in anderen Branchen ist oft von einem Unikat zu lesen. Das jedoch liegt vielfach im Auge des Betrachters. Bei der Upcycling-Mode hingegen ist es schon aufgrund des begrenzten Materials tatsächlich so. Dennoch bleibt ein Bild zurück. Der Trend ist mehr für Individualisten. Weniger für den normalen Verbraucher. Zu größerer Nachhaltigkeit werden weder Verbraucher noch Industrie angeregt. Dafür geht es in der Mode einfach um andere Themen. Nur wenige Kunden möchten sich damit beschäftigten, woher und wie diese entstanden ist. Es geht vorweg um Schönheit und Highlights. Ja, man könnte schon fast sagen Oberflächlichkeiten. Und solange sich daran nichts ändert, wird Upcycling Mode immer nur ein kleiner Trend bleiben, der gelegentlich Beachtung findet. Zwar gab es zaghaft in Deutschland, der Schweiz und in den USA einige Modeketten, die mit diesem Trend experimentierten. Außer netten Worten ist davon aber nicht viel übrig geblieben.