Bereits zum 5. Mal wird heuer die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung zur Förderung junger Künstler*innen vergeben. Die Ausstellung des diesjährigen Preisträgers ist ab 8. Dezember im mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien zu sehen.
Hugo Canoilas verwandelt den Ausstellungsraum in eine betretbare Bühne der Malerei: Über die gesamte Bodenfläche zieht sich auf textilem Grund ein malerisches Szenario ineinander verfließender Formen mit quallenartigen und tentakulären Farbwesen aus Wolle und Glas.
In Zeiten der Coronakrise, die das Social Distancing zum neuen Überlebensprinzip erhoben hat, sieht man sich in eine unentrinnbare malerische Biosphäre einbezogen, in der Verführerisches und Bedrohliches, Organisches und Technoides zugleich aufscheinen. Denn der Blick von oben auf die Malerei darunter weckt auch Erinnerungen an digitale Landschaftsszenarien, die wie aus der Perspektive einer Drohne aufgenommen sind.
Gegen eine Weltordnung mit hierarchischen Wertestrukturen mahnt Canoilas den einfühlsamen Umgang des Menschen mit der Natur und allem Kreatürlichen ein. Davon zeugt auch die von Elise Lammer und Julie Monot auf Einladung des Künstlers entwickelte Performance „BECOMING DOG“, die von Zeit zu Zeit im Ausstellungsraum stattfindet. Sie stellt das hierarchische Verhältnis zwischen Mensch und Tier durch das Prinzip der Empathie in einem institutionellen Raum in Frage.
Canoilas verbindet die Malerei mit installativen und performativen Strategien, er bezieht das Publikum unmittelbar ein und vertritt damit einen erweiterten Begriff der Malerei, der auch von der Sensibilität des Künstlers für die aktuellen philosophischen und kunsttheoretischen Diskurse zeugt.
Rainer Fuchs, Kurator der Ausstellung
Die horizontal auf den Boden gekippte Malerei offeriert einen Perspektivenwechsel, der metaphorisch auch als Abweichung von eingeübten Erfahrungs- und Verhaltensweisen im Gesellschaftlichen begriffen werden kann, um anders und mit offenem Blick an die Dinge heranzukommen.
Im Rahmen der äußerst erfolgreichen und stabilen Partnerschaft mit der Kapsch Group ist es uns im Laufe der letzten Jahre gelungen, einen begehrten Kunstpreis zu etablieren, der in Österreich lebenden Künstler*innen eine renommierte Präsentationsplattform ermöglicht. Ich freue mich sehr, im fünften Jahr mit Hugo Canoilas einen äußerst spannenden Künstler als Preisträger präsentieren zu dürfen, dessen Arbeiten die brennenden Themen unserer Zeit thematisiert.
Karola Kraus, Generaldirektorin des mumok
Hugo Canoilas stellt mit seiner installativen Malerei eingeübte Wahrnehmungen und Sichtweisen auf den Prüfstand. Diese Infragestellung von stets Bewährtem ist auch in einem Technologiekonzern von zentraler Bedeutung und sie sollte es auch in der Gesellschaft sein. Ich freue mich sehr, mit dem Kapsch Contemporary Art Prize zur besseren Sichtbarkeit des Künstlers und seines Werkes beizutragen.
Georg Kapsch, CEO der Kapsch Group
Hugo Canoilas, geboren 1977 in Lissabon, lebt und arbeitet seit 2010 in Wien. Er studierte am ESAD (Escola Superior de Artes e Design) in Caldas da Rainha sowie am Royal College of Art in London.
Ausstellungen (Auswahl): Museu do Chiado, Lissabon; Cooper Gallery, Dundee; Centro de Arte Contemporáneo de Huarte; Frankfurter Kunstverein; Kunsthalle Wien; De Appel, Amsterdam; Museu Calouste Gulbenkian, Lissabon; 30. Biennale von São Paulo; 4th Ural Industrial Biennial.
Hugo Canoilas. On the extremes of good and evil // Kapsch Contemporary Art Prize 2020/2021
Ausstellungszeitraum: 8. Dezember 2020 bis 5. April 2021
Hinterlasse eine Antwort
Kommentare anzeigen